Die grösste Spielwarenfabrik der Welt

Die Firma Gebrüder Bing wurde 1864 von den Brüdern Adolf Bing und Ignaz Bing (1840–1918) von deren Vater Salomon (einem Färber) übernommen. Es zog 1866 nach Nürnberg, wo es sich als Großhandelsunternehmen für Haushaltswaren und Spielzeug weiter entwickelte, daher wird 1866 häufig als offizielles Gründungsjahr gesehen.

Firmengeschichte

Zunächst beschränkte die Firma sich auf den Großhandel, im Jahr 1879 stieg sie in die Produktion ein, und 1885 beschäftigte sie bereits 500 Mitarbeiter. Zehn Jahre später wurde sie in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Es gab in ganz Deutschland und auch im Ausland zahlreiche Niederlassungen. Vor dem Ersten Weltkrieg bezeichnete sich Bing als „größte Spielwarenfabrik der Welt“. Zu dieser Zeit hatte das Unternehmen insgesamt über 4000 Beschäftigte. Ignaz Bing starb 1918, danach hieß die Firma Bing-Werke AG. In den 1920er Jahren kamen neue Geschäftsbereiche hinzu, das Unternehmen wurde aufgegliedert. Insgesamt beschäftigt Bing zu dieser Zeit ca. 18.000 Mitarbeiter. Die Weltwirtschaftskrise, finanzielle und strukturelle Probleme sowie der politische Wandel führten schließlich zur Einstellung der Spielzeugproduktion im Jahr 1932, um andere Konzernteile zu retten. Zu diesem Zeitpunkt gab es erhebliche Veränderungen in der Führungspositionen.

Fabrikmarken im Wandel der Zeit


Markeninhaber ist Kurator Uwe Groll.

Spielzeugruppen

Bing stellte eine große Palette an Spielwaren her, u. a. Puppen. Ganz offen kopierte man die beliebten Modelle von Käthe Kruse und verkaufte sie auch unter der Bezeichnung Imitation der Käthe-Kruse-Puppen. Das wollte Käthe Kruse allerdings nicht hinnehmen, sie klagte und gewann im Jahr 1925 den Prozess. Sehr bekannt war auch das Blechspielzeug der Bing-Werke.

Blechspielzeug und Spielzeugeisenbahnen

Zum Blechspielzeug gehörten u. a. die Eisenbahnen der Spuren 1, 0 und 00. Bei den großen Spuren 1 und 0 hatte Bing lange Zeit einen großen Marktanteil und gehörte bis zum Ende der Produktion Anfang der 1930er Jahre neben Märklin zu den führenden deutschen Herstellern.
Die Bing-Tischeisenbahn mit einer Spur von 16,5 mm kam 1922 heraus und wurde unter diesem Namen bis 1932 produziert. Sie kann als direkter Vorläufer der TRIX EXPRESS-Modelleisenbahn von 1935 angesehen werden. Dies ist kein Zufall, schließlich wechselte der Inhaber und Konstrukteur Stephan Bing 1932 von Bing zu Trix und brachte dort seine Ideen zur Entwicklung einer für die damalige Zeit hochmodernen Modelleisenbahn ein. Die Bezeichnung 00 (später H0) für die 16,5-mm-Spur dieser Bing-Tischeisenbahn wurde erst ab 1935 gebraucht.

Als der Firmenzweig Spielwaren der Gebr. Bing 1932 Konkurs anmelden musste, übernahm die Firma Fleischmann 1933 einen Teil der Mitarbeiter des ehemals größten Spielwarenherstellers. Auch das Material aus der Modellschifffertigung, was wahrscheinlich sowieso aus der Bielingstraße stammte, wurde angekauft. Da auch ein Großteil der Bing-Vertreter von der Firma Gebr. Fleischmann übernommen wurde, konnte man den Fachhandel ab Januar 1933 direkt bedienen.

Wirtschaftskrise und Weltkrieg

Im Zuge der Weltwirtschaftskrise kam es 1932 zum Zwangsvergleich und damit zum Ausverkauf der Firma Bing. Die Nürnberger Spielwarenfirmen Karl Bub, Falk und Kraus erwarben Maschinen, Werkzeuge und fertige Teile der Bing-Eisenbahn, die von 1932 bis 1937 als Karl Bub Miniatur Eisenbahn weiter vertrieben wurde.

Schiffsmodelle: Rolle der Fa. Fleischmann

Es wird vermutet das die Firma Fleischmann bereits vor dem 1. Weltkrieg auch Teile maritimen Spielzeugs (Schiffsrümpfe etc.) für andere Blechspielwarenhersteller produziert hat. Laut Dr. Broder-Heinrich Christiansen (s. u.) befindet sich im Städtischen Museum Schloß Salder ein Schwanenteich in einem Karton der Gebr. Bing, der eindeutig von Fleischmann hergestellt wurde.

Nach dem Tod des Firmengründers, 1917, führt Witwe Käthe Fleischmann gemeinsam mit Jeans Bruder Jobst den Betrieb fort. Eine Erweiterung der Produktpalette erfolgte 1928 durch die Übernahme der Firma Staudt, die neben Schiffs- auch Uhrwerk betriebene Landschaftsmodelle, sowie mechanische Figuren im Sortiment hatte. Gewisse Ähnlichkeiten der Schiffsrümpfe sind auch hier vorhanden.

Motorradzubehör und Vergaser

Andere Teile der Bing-Werke wurden von Fritz Hintermayr erworben, der von 1932 bis 1945 Sättel, Werkzeugtaschen für Motorräder und Gasboiler in den Bing-Werken herstellen ließ. Seit 1937 wird dort der BING-Vergaser hergestellt. Die Fritz Hintermayr GmbH Bing-Vergaser-Fabrik wurde 2001 in Bing Power Systems GmbH umbenannt. Quelle: Wikipedia

Weblinks

Rudolf Endres: Gebrüder Bing, Nürnberg, in: Historisches Lexikon Bayerns

Literatur

Zur Biographie von Ignaz Bing und zu seinem Judentum: Jüdisches Leben in der Fränkischen Schweiz. Schriftenreihe des Fränkische Schweiz Vereins. Band 11. Erlangen/Jena 1997. Darin Aufsatz von Toni Eckert: Ignaz Bing. S. 738-747

Rudolf Endres, Familie Bing. Fabrikanten in Nürnberg, in: Manfred Treml (Hg.), Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Band 2: Lebensläufe

Büchershop mit Bing-Katalogen, Ausstellungsband "150 Jahre Bing" sowie weiterführender Literatur